Die Bildung in unserem Kindergarten

Nicht erst seit „PISA" beschäftigen wir uns in unserem Kindergarten ausführlich mit dem Thema „Bildung". Laut Kinder- und Jugendhilfegesetz haben Kindertagesstätten und Kindergärten für „Betreuung, Erziehung und Bildung von Kleinkindern" zu sorgen. Doch was bedeutet das für uns pädagogische Mitarbeiter/-innen konkret?
Jedes Kind, das zu uns in den Kindergarten kommt, wird von uns als eine Bildungsperson verstanden, die das Recht hat, sich die Welt auf ihre eigene Art und Weise anzueignen und sich mit ihr auseinander zu setzen. Voraussetzung dafür ist, dass dem Kind die Welt gezeigt und erklärt wird. Nur so kann es seine Position in der Beziehung zu den Menschen und den belebten und unbelebten Dingen um es herum finden.
Wir unterstützen diesen Prozess, indem wir den Kindern Zutritt zu Wissensbereichen aller Art auf einem ihnen angemessen Niveau verschaffen. Im Gegensatz zur Schule bleibt Lernen im Kindergarten weitgehend frei von Leistungs- und Zeitdruck.
Kindgerechte Bildungsinhalte im Kindergarten sind im weitesten Sinne alle Fragen, die wir den Kindern oder mit ihnen zusammen beantworten sowie alle Gelegenheiten, ob geplant oder ungeplant, die wir nutzen, um den Kindern die Welt zu erklären. Als Bildungsinhalt geeignet ist alles, was die Kinder emotional berührt und sie gedanklich beschäftigt, aber auch das, was wir den Kindern vermitteln möchten, weil wir es als wichtig erachten.

 

Bildung und Bewegung

Kinder im Vorschulalter lernen ganzheitlich, d. h. mit dem ganzen Körper, mit all ihren Sinnen. Kinder erleben zuerst durch ihre körperlichen Aktivitäten, dass sie imstande sind, etwas zu leisten, etwas mit ihren Handlungen zu bewegen. So haben z. B. wissenschaftliche Untersuchungen ergeben, dass Kinder, die in ihrem ersten Lebensjahr vorwiegend in der Wiege lagen, sich auffallend langsamer entwickelten als Kinder mit mehr Bewegungsfreiheit.
Denn Sinnestätigkeit, gepaart mit körperlicher Aktivität, schafft vielfältige Reize zur Verknüpfung von Nervenzellen im Gehirn der Kinder. So ist Bewegung ein unverzichtbarer Bestandteil von Bildung in unserem Kindergarten.
Es kommt eben nicht nur der Kopf, sondern das ganze Kind in den Kindergarten.

Unsere Bewegungsangebote sind:

Da zur An- auch die Entspannung gehört, bieten wir außerdem an:

 

Sprache

Sprache ist der Schlüssel zu den Bildungsprozessen überhaupt. Kinder lernen Sprache, weil sie sich austauschen, mitteilen und etwas über ihr Umfeld und über die Welt erfahren wollen. Dieses Mitteilungsbedürfnis und der kindliche Wunsch nach Kontakt bilden die Basis, auf der Sprachförderung allgemein und auch bei uns beginnt. Gezielte Sprachförderung in Alltagssituationen und differenzierte Sprachförderung in Kleingruppen gehören bei uns von Anfang an dazu. Wir sehen die Wichtigkeit der Erstsprache/Muttersprache als Basis des Selbstvertrauens und des positiven Selbstbildes des Kindes. Sie hat einen zentralen Stellenwert und darf von uns nicht sanktioniert werden. Ziel der differenzierten Sprachförderung ist das Lernen der deutschen Sprache mittels Einzelförderung und Kleingruppenarbeit. Hierbei nutzen wir als Methode zur inhaltlichen Heranführung an die deutsche Sprache Sprachspiele, Lieder, Sing- und Tanzspiele sowie Bilderbücher. Wir gestalten die Methoden und Interaktionen entsprechend den Bedürfnissen des Kindes. Das bedeutet für uns die aktive Auseinandersetzung mit der Frage: „Welche Lernmöglichkeiten biete ich dem Kind, um zur Entwicklung und Erweiterung seiner Sprachkompetenz sowie seiner Sprachsensibilität beizutragen, und wie unterstütze ich die Kinder in ihrer Kommunikation mit anderen?"

Grundprinzipien unserer Sprachförderung sind:

Delfin 4 (Diagnostik, Elternarbeit und Förderung der Sprachkompetenz Vierjähriger in Nordrhein-Westfalen):

An dem neuen, wissenschaftlich entwickelten und vom Ministerium für Generationen, Familie, Frauen und Integration des Landes Nordrhein-Westfalen geförderten Sprachkompetenztest nehmen im Frühjahr eines jeden Jahres, erstmals im Jahr 2007, alle Kinder teil, die zwei Jahre später schulpflichtig werden. Es wird überprüft, ob die Sprachentwicklung eines Kindes (Wortschatz, phonologische Bewusstheit, Grammatik und mündliche Sprachhandlung) altersgemäß ist und ob es die deutsche Sprache hinreichend beherrscht.
In einer ersten Stufe werden die Kinder auf ihre Sprachentwicklung hin untersucht. Dazu spielen ein/e Erzieher/in aus unserem Kindergarten und ein/e Lehrer/in aus der Grundschule Hohne ein speziell für diese Testung entwickeltes Spiel mit den Kindern in Kleingruppen.
Für Kinder, die eine altersgemäße Sprachentwicklung aufweisen, ist das Verfahren hiermit beendet.
Die anderen Kinder werden in einer zweiten Stufe zu einer vertiefenden Überprüfung eingeladen, die von speziell geschulten Grundschullehrkräften durchgeführt wird.
Bei festgestelltem Förderbedarf erfolgt in unserem Kindergarten eine 400 Stunden umfassende, auf zwei Jahre bis zur Einschulung verteilte Förderung durch eine extra dafür ausgebildete pädagogische Mitarbeiterin.

SISMIK und Seldak

Um Kinder gezielt in ihrer Sprachentwicklung fördern zu können, ist es wichtig, ihren jeweiligen Sprachstand zu ermitteln. Dazu sollen die Kinder in sprachrelevanten Situationen während ihres Kindergartenalltags genau beobachtet werden.
Zur systematischen, differenzierten Förderung und Dokumentation der Sprachentwicklung von Kindergartenkindern nutzen wir die Beobachtungsbögen SISMIK und Seldak, wobei Seldak (Sprachentwicklung und Literacy bei deutschsprachig aufwachsenden Kindern) für Kinder mit der Muttersprache Deutsch Anwendung findet. SISMIK (Sprachverhalten und Interesse an Sprache bei Migrantenkindern in Kindertageseinrichtungen) dokumentiert die Sprachentwicklung für Kinder mit Migrationshintergrund.

Vorbeugung der Lese-Rechtschreib-Schwäche im Kindergarten
(Bielefelder Screening + Trainingsprogramm „Hören, Lauschen, Lernen")

In aktuellen, sprachwissenschaftlichen Untersuchungen konnte nachgewiesen werden, dass Kinder, die nicht mit einem angemessenen Sprachentwicklungsstand eingeschult werden, sehr wahrscheinlich Problemen beim Lesen- und Schreibenlernen begegnen werden, die sich negativ auf die gesamte schulische Entwicklung des betreffenden Kindes auswirken können. Seit dem Jahre 2002 führen wir hier im Kindergarten das „Bielefelder Screening" durch, einen Test, der es ermöglicht, gefährdete Kinder im Vorschulalter zu erkennen. Das anschließende, über 20 Wochen täglich durchgeführte Trainingsprogramm „Hören, Lauschen, Lernen" kann vielen dieser Kinder helfen.
Tatsächlich haben wir bei den abschließenden zweiten Testungen festgestellt, dass sich alle Kinder verbessert hatten. Bei einigen war das Risiko, eine Lese-Rechtschreib-Schwäche zu entwickeln, sogar auf das Niveau der ungefährdeten Kinder gesunken.

Naturwissenschaften

Die Neugier der Kinder ist eine der besten Voraussetzungen für die Beschäftigung mit den Naturwissenschaften. Dabei wollen wir den Kindern keine hochwissenschaftlichen Vorträge halten, sondern an die Erlebniswelt der Kinder anknüpfen.

Diese und ähnliche Fragen beantworten wir mit den Kindern, indem wir

„Entdeckungen im Zahlenland" ist ein Konzept für die frühe mathematische Bildung in unserem Kindergarten, mit dessen Hilfe wir den Kindern abstrakte mathematische Inhalte sinnvoll, erfolgreich, kindgerecht und mit viel Spaß näher bringen.
Gegenstand der „Entdeckungen im Zahlenland" ist der Aufbau des Zahlbegriffes mit all seinen Aspekten. Die Vertrautheit mit den verschiedenen Aspekten der Zahlen, zu der wir den Kindern nach und nach verhelfen, mündet dann in erste einfache Beispiele und Vorstellungen zum Rechnen.
So erwerben die Kinder mit unserer Hilfe ein umfassenden Verständnis der Zahlen, ihrer Verwandtschaft und Eigenschaften und werden ermuntert und befähigt, erste Rechenaufgaben selbstständig und mit Erfolg durchzuführen.

Kunst

Eine wichtige Ausdruckmöglichkeit von Kindern ist das Malen und das Zeichnen. Durch das Malen dokumentieren Kinder Erlebnisse, verarbeiten und vertiefen sie. Wie alle Ausdrucksmöglichkeiten, so muss auch das Malen mit den unterschiedlichsten Stiften geübt werden. Außerdem stellen wir den Kindern im Freispiel verschiedenste Materialien (wie z. B. Papier, Knöpfe, Wolle, Stoffe, Naturmaterialien) zur Verfügung, mit denen sie frei experimentieren, malen und gestalten können. In angeleiteten Angeboten erarbeiten wir mit den Kindern die verschiedensten Mal- und Gestaltungstechniken und ermuntern die Kinder, sie selbstständig auszuprobieren.
Die Beschäftigung mit der Musik kommt in unserem Kindergarten nicht zu kurz: Wir singen gemeinsam Lieder und begleiten sie mit z. T. selbst gebastelten Instrumenten. Wir bringen den Kindern die klassische Musik nahe, indem wir geeignete Musikstücke hören (z. B. Peter und der Wolff, Die vier Jahreszeiten, Hänsel und Gretel) und mit ihnen bearbeiten.
Ein weiterer Schwerpunkt unserer künstlerischen Arbeit im Kindergarten ist die darstellende Kunst. Wir üben mit den Kindern Theaterstücke ein - zum Teil mit musikalischen Einlagen wie Lieder und Tänze und führen sie bei geeigneten Anlässen (z. B. Großelternnachmittage, Weihnachtsfeiern ...) auf.